Sonnencreme im Flugzeug? Ist das nötig?

Social Media ist voll von Beiträgen, die vor UV-Schäden der Haut während eines Fluges warnen. Ist da was dran? Braucht es Sonnenschutz im Flugzeug? Und wer ist davon besonders betroffen?

Gefährliche UV-Strahlung im Flugzeug?

Das Wichtigste zuerst: Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass Passagiere während eines Fluges Sonnenbrand bekommen können. Daher wird auch kein konkreter Sonnenschutz für die Haut empfohlen.

Richtig ist, dass in der Reiseflughöhe UV-Strahlen verstärkt vorkommen. Der Grund dafür ist die Erdatmosphäre. Sie verliert mit zunehmender Höhe an Dichte und ist somit durchlässiger für Sonnenstrahlen. Da die Flugpassagiere im Rumpf des Flugzeugs jedoch komplett abgeschirmt sind und Lichtstrahlen diesen nicht durchdringen können, ist ihre Haut dort gut geschützt.

Schützen Flugzeugfenster vor UV-Strahlen?

Doch was ist mit den Fenstern? Die Fenster sind durchlässig für Lichtstrahlen. Aber im Gegensatz zu Fenstern im Auto blockieren sie UVB- und UVA-Strahlen. Die Kabinenfenster moderner Verkehrsflugzeuge bestehen aus drei unterschiedlich beschaffenen Schichten Kunststoff sowie einer besonderen, auf die Schichten aufgebrachten UV-Schutzfolie, die zusätzliche Sicherheit gibt. Dieser Aufbau bietet einen guten Schutz – auch für Schwangere, Babys und Kleinkinder. Weiterer Sonnenschutz ist nicht nötig.

Und auch das Flugpersonal ist trotz erhöhter Exposition im großflächig verglasten Cockpit gut geschützt. Die Windschutzscheiben im Cockpit sind anders aufgebaut als die Kabinenfenster, verfügen aber ebenfalls über spezielle Beschichtungen, welche Pilotinnen und Piloten vor UVB- und UVA-Strahlen schützen.

Sonnenbrille mit UV-Schutz beim Flug?

Mit Pilotinnen und Piloten werden Sonnenbrillen assoziiert. Und das hat einen Grund: Sonnenbrillen schützen die Augen des Flugpersonals vor der starken Helligkeit im Cockpit. Den UV-Schutz übernehmen die Fensterscheiben. Zusätzlicher UV-Schutz in den Brillengläsern schadet allerdings nie.

Und die Passagiere? In der Kabine ist es häufig nicht allzu hell, daher müssen Fluggäste ihre Augen nicht mit Sonnenbrillen schützen. Fühlen sie sich trotzdem gestört, können sie Sonnenbrillen tragen. Ist der Zielort sonnig und soll die Brille vor Ort draußen getragen werden, ist eine Sonnenbrille mit UVB- und UVA-Schutz die richtige Wahl.

Und was ist mit polarisierten Sonnenbrillen? Diese sind für Passagiere ebenfalls erlaubt. Eventuell kann es beim Blick aus dem beschichteten Fenster oder auf einen Bildschirm zu einem Moiré-Muster kommen, einer visuellen Verzerrung. Das ist für Fluggäste ungefährlich, stellt aber beim Flugpersonal ein Sicherheitsrisiko dar. Daher sind polarisierte Sonnenbrillen für berufliche Fliegerinnen und Flieger nicht geeignet. Mit Strahlenschutz hat dies nichts zu tun.

Der Mythos: Schädliche Strahlung beim Fliegen

Die UV-Strahlung beim Flug ist also nicht das Problem. Trotzdem hält sich der Mythos von schädlicher Strahlung im Flugzeug hartnäckig. Doch warum?

Der Mythos geht zurück auf eine umstrittene Studie aus dem Jahr 2014. Diese zeigt, dass Flugpersonal im Vergleich zur Gesamtbevölkerung häufiger an schwarzem Hautkrebs erkrankt. Das Problem der Studie: Es wurde nicht untersucht, ob die Melanome durch UV-Strahlung in der Freizeit oder im Flugzeug verursacht wurden. Auch wurden die Auswirkungen der Höhenstrahlung nicht berücksichtigt.

Höhenstrahlung im Flugzeug, was ist das?

Höhenstrahlung entsteht im Weltall. Ihre Strahlenbelastung wirkt am Boden und in der Luft, drinnen und draußen und jeder Mensch ist ihr jeden Tag permanent ausgesetzt. Es gibt keine praktikable Möglichkeit, ein Flugzeug gegen Höhenstrahlung abzuschirmen. Denn der Einbau von Materialien, welche für die Strahlung undurchlässig sind, würde das Gewicht des Flugzeugs zu stark erhöhen und es flugunfähig machen. Und auch Sonnencreme oder Sonnenbrillen mit UV-Schutz haben in diesem Strahlungsbereich keinen Effekt – sie schützen ja vor UV-Strahlen.

Wirklichen Schutz im Flugzeug bietet nur die Erdatmosphäre. Die Atmosphäre ist aber in Reiseflughöhe dünner als am Boden und kann die Strahlung dort weniger gut abfangen. Die Belastung während eines Fluges ist also erhöht. Die gute Nachricht: Für Gelegenheitsflieger bleibt die Belastung trotzdem gesundheitlich unbedenklich – das gilt auch wieder für Schwangere, Babys und Kleinkinder.

Das Flugpersonal ist jedoch durch die Häufigkeit des Fliegens einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt. Für Pilotinnen und Piloten sowie für das Begleitpersonal gilt daher das Strahlenschutzgesetz, das Höchstdosen festlegt, und bei der Einsatzplanung und der Planung von Flugrouten berücksichtigt wird. Die Einhaltung der zulässigen Höchstdosen wird vom Bundesamt für Strahlenschutz in Zusammenarbeit mit dem Luftfahrt-Bundesamt überwacht.

Fazit: Keine Sonnencreme beim Fliegen nötig

Im Flugzeug braucht es keinen Sonnenschutz für die Haut! Die UV-Strahlung gelangt nicht ins Flugzeug und gegen Höhenstrahlung ist er nicht anwendbar.

Sollte es jedoch am Zielort der Flugreise sonnig sein, schadet es nicht, unbedeckte Hautpartien bereits vor Flugantritt mit Sonnenschutz einzucremen. Wartezeiten nach der Ankunft, etwa auf ein Taxi oder den Bus können lange dauern. Die Sonnencreme kann auch in Reisegröße im Handgepäck mitgenommen werden, um vor Ort direkt nachcremen zu können.

Junge Frau mit Tablet sitzt sonnenbeschienen im Flugzeug und arbeitet auf ihrem Tablet-PC